Ich suche nach...

Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin

Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin

Messunsicherheit & Signifikanz

Jedes Messergebnis ist einer Messunsicherheit unterworfen, die von Fehlern und Unsicherheiten aus den verschiedenen Stufen der Probennahme und der Analyse und der teilweisen Unkenntnis der Faktoren, die das Ergebnis beeinflussen, herrührt. Nach ISO/DIN 3534-1 ist sie definiert als Schätzwert, der den Wertebereich angibt, innerhalb dessen der wahre Wert zu erwarten ist.

Die Kenntnis der Messunsicherheit kann bei der Beurteilung der Signifikanz von medizinischen Laborbefunden sehr hilfreich sein. Zwei wesentliche Fragestellungen sind zu nennen, denen der medizinische Befund dienen soll:

  • Wie ist die Absolutlage des Parameters relativ zu einem Referenzbereich (Abweichung und Grad der Abweichung von der Norm, Erreichen eines Therapieziels etc.)?
  • Ist der erhaltene Wert signifikant von einem Vorwert verschieden (Verlaufskontrolle)?

In die Beurteilung der "Messunsicherheit" müssen alle Quellen einbezogen werden. Die Richtlinien zur Interpretation der Normen geben daher auch ausdrücklich an, dass eine Beurteilung der Wiederholbarkeit und Vergleichbarkeit allein nicht ausreichend ist. Alle relevanten Quellen der Unsicherheit müssen berücksichtigt werden, insbesondere auch die Probennahme, die im medizinischen Laboratorium eine entscheidende Rolle spielt.

Die für die Signifikanzbetrachtung entscheidende Gesamtmessunsicherheit im medizinischen Laboratorium hängt zumindest ab von:

    • biologisch physiologische Einflüsse (u.a. Geschlechtsdifferenzen, Alter, Ernährung, Belastungszustand, Körperlage, Tagesrhythmik)
    • Einflüsse diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen, z.B. i.m.-Injektion, pharmakologische Veränderungen im Stoffwechsel, pathologische Einflüsse (Trauma, Operationen, Schock)
    • Einflüsse, die sich aus der Probennahme ergeben (s.u.)
  • Als Konsequenz diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen, insbesondere Störung durch Pharmaka,  Störung durch Probenbestandteile, die noch vor Abnahme in vivo oder durch falsche Lagerung der Probe in vitro auftreten

    • insbesondere der Probennahme als Fehlerquelle
    • Einflussgrößen (Art der Proben, Körperlage, Stauungszeit, Tageszeit, Lipämie, Hämolyse usw.)
    • Störfaktoren (Gerinnung, Hämolyse, Lagerung, Lichtexposition, Raumluft usw.)
    • der Präanalytik (Transport, Probenvorbereitung etc.)
    • der Präzision des analytischen Laborprozesses (Maß für den statistischen Fehler bei wiederholter Messung = Streuung). Das Maß für die Präzision ist der Variationskoeffizient. Seine Größe kann stark von der Lage des Messwertes abhängig sein (z.B. kann eine Methode bei niedrigen Messsignalen eine größere relative Streuung aufweisen als bei höheren)·
    • der Richtigkeit des analytischen Laborprozesses (Maß für die Messsystem- abhängige Abweichung vom "wahren Wert")

    Eine Reihe dieser Punkte;-die die ~Gesamtmessunsicherheit" bedingen, sind stark abhängig von den individuellen Gegebenheiten beim Patienten. Eine Abschätzung des Beitrags dieser Unsicherheit kann nur in Kenntnis des betroffenen Individuums und der medizinischen Gegebenheiten vorgenommen werden. Entscheidend ist die Erkenntnis, dass diese Beiträge für sehr viele Analyte wesentlich größer sind als die eigentlichen analytischen Variablen der Messunsicherheit (Richtigkeit und Präzision).

    Im Rahmen des Qualitätsmanagements wird die Berechnung der analytischen Präzision und Richtigkeit für alle quantitativen Parameter bei der Methodenvalidierung durchgeführt. Das Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin ist bemüht für die Beurteilung der Gesamtmessunsicherheit wichtigsten Spezifika der einzelnen Analyte unter den Informationsfeldern "Präanalytik" und "Hinweise" anzugeben.

    Die Laborärzte und Klinischen Chemiker unseres Instituts stehen bezüglich einer Diskussion der Signifikanz eines Befundes gerne zur Verfügung (Kontaktaufnahme über den AvD 0941 944-6222 (Funk: 0701) und werden die aktuellen Daten zur analytischen Messunsicherheit sowie Überlegungen zur Präanalytik in die Diskussion des Individualbefundes einbringen.