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29.05.2017

Höchste Standards in der Herz-Lungen-Unterstützung

Dem ECMO-Zentrum des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) wurde die höchste Auszeichnung der internationalen Extracorporeal Life Support Organization (ELSO) verliehen. Damit zählt es zu den leistungsfähigsten und kompetentesten Zentren weltweit.

Wenn Herz und Lunge aufgeben, beispielsweise aufgrund eines Herz-Kreislauf-Stillstands oder nach einer schweren Verletzung, zählt jede Minute. Je schneller der Patient professionelle Hilfe erfährt, umso höher sind seine Überlebenschancen. Seit über 20 Jahren leistet das UKR Pionierarbeit im Einsatz der extrakorporalen Herz-Lungen-Unterstützung, auch Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) genannt, mithilfe derer die Herz- und/oder Lungenfunktion zeitweise überbrückt werden kann. Das Engagement der Regensburger Experten, vereint im ECMO-Zentrum des UKR, wurde nun mit der höchsten Auszeichnung der internationalen Fachgesellschaft ELSO gewürdigt, dem Award for Excellence in Life Support – Platinum Level. Professor Dr. Christof Schmid, PD Dr. Thomas Müller, PD Dr. Matthias Lubnow, Dr. Dirk Lunz, Alois Philipp und Maik Foltan vom ECMO-Zentrum des UKR nahmen die Urkunde auf dem größten Treffen von ECMO-Experten in Europa, dem EURO-ELSO Kongress, Anfang Mai 2017 in Maastricht, Niederlande, entgegen.

„Durch unsere Anstrengungen in den letzten 20 Jahren haben wir aktiv dazu beigetragen, die Einsatzmöglichkeiten der extrakorporalen Herz-Lungen-Unterstützung weiterzuentwickeln und konnten dadurch das Leben vieler Patienten retten. Die Aufwertung unserer Zertifizierung auf das Platinum Level der Extracorporeal Life Support Organization würdigt unsere Arbeit und zeigt, dass sich unser stetiger Einsatz lohnt“, so Professor Dr. Christof Schmid, Direktor der Klinik und Poliklinik für Herz-, Thorax- und herznahe Gefäßchirurgie des UKR.

Miniaturisierung für den mobilen Einsatz

Durch ihre intensive Forschungsarbeit und jahrelange klinische Erfahrung konnten die Regensburger ECMO-Spezialisten bereits mehrere Innovationen im Bereich der Intensivmedizin etablieren.
So gelang es den ECMO-Experten des UKR 2006, die weltweit kleinste, tragbare Herz-Lungen-Maschine zu entwickeln und die herkömmlicherweise 200 kg schwere Maschine für den mobilen Einsatz nutzbar zu machen. Mit der sehr viel kompakteren Maschine können seither schwerstkranke, auf konventionellem Wege nicht transportfähige Patienten in ein Spezialzentrum wie das ECMO-Zentrum des UKR transportiert und ihre Überlebenschance so um ein Vielfaches erhöht werden. Die tragbare Herz-Lungen-Maschine wird auch bei Notarzteinsätzen verwendet. So können Patienten mit Herz- und Lungenversagen noch am Ort des Unfalls bestmöglich versorgt und wertvolle Zeit bis zur Weiterversorgung im Krankenhaus gespart werden. „Wir übernehmen mit unserer Entwicklung insbesondere eine Vorreiterrolle in der Miniaturisierung der mobilen Herz-Lungen-Maschine für den Transport schwerstkranker Patienten – nach Ansicht vieler Experten eine der wichtigsten Innovationen der modernen Intensiv- und Notfallmedizin“, kommentiert Alois Philipp, Kardiotechniker in der Klinik und Poliklinik für Herz-, Thorax- und herznahe Gefäßchirurgie des UKR.

2014 etablierte das ECMO-Zentrum des UKR ein Reanimationsfahrzeug. Dieses ist mit einer transportablen Herz-Lungen-Maschine ausgestattet und wird von einem Spezialistenteam, bestehend aus Anästhesist und Kardiotechniker, betreut. Im Rahmen von Notarzteinsätzen können Patienten mit plötzlichem Herz-Kreislauf-Stillstand damit effizienter versorgt werden. „Dieses Projekt ist weltweit immer noch einmalig. Seitdem das ECMO-Team mit dem Reanimationsfahrzeug mobil einsetzbar ist und nach Bedarf zu Notfällen hinzugezogen werden kann, konnten wir die Überlebensraten bei unseren Patienten deutlich steigern“, so Dr. Dirk Lunz, Oberarzt in der Klinik für Anästhesiologie und Leiter der ECMO-Transporte am UKR.

Die Überlebenschance verbessert sich stetig

Neben Notarzteinsätzen und Patiententransporten wird das ECMO-Verfahren auch bei akutem Lungenversagen infolge von Verletzungen oder Erkrankungen wie Pneumonie oder Sepsis, bei Herzkrankheiten oder während Herzoperationen in der modernen Intensiv- und Notfallmedizin eingesetzt. Durch ECMO wird die Herz-Lungen-Funktion außerhalb des Körpers unterstützt. Über ein Schlauchsystem wird das sauerstoffarme Blut des Patienten in eine künstliche Lunge außerhalb des Körpers abgeführt, wo es mit Sauerstoff angereichert und Kohlenstoffdioxid entfernt wird. Anschließend wird das Blut dem Körper mittels einer Pumpe über das Schlauchsystem wieder zugeführt.

Angeboten werden kann ECMO nur in hochspezialisierten Kliniken, da bei der Therapie verschiedene Fachbereiche eng zusammenarbeiten müssen. Im Universitätsklinikum Regensburg sind das neben der Kardiotechnik die Bereiche Intensivmedizin, Kardiologie, Anästhesiologie, Herzchirurgie sowie Kinder- und Jugendmedizin.

Im ECMO-Zentrum des UKR werden jährlich etwa 170 bis 180 Patienten aller Altersgruppen mit der extrakorporalen Unterstützung behandelt, 40 Prozent davon aufgrund akuten Lungenversagens, 60 Prozent aufgrund Herzversagens. Durch die ECMO-Therapie überleben inzwischen 70 Prozent der Lungenpatienten, bei den Herzpatienten sind es bis zu 45 Prozent. Zwischen sieben und elf Tage sind die Patienten im Durchschnitt an der Maschine angeschlossen, in Ausnahmefällen können es aber auch bis zu drei Monate sein. „Durch unsere langjährige Erfahrung und unsere ständige Arbeit an ECMO-Therapieverfahren konnten wir die Überlebensraten unserer Patienten in den letzten Jahren stetig verbessern. Diese Entwicklung werden wir auch weiterhin verfolgen“, resümiert PD Dr. Thomas Müller, Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des UKR.

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Prof. Roberto Larusso (Mitte), Vorsitzender der ELSO Europa, übergibt den Award for Excellence in Life Support an das Team des ECMO-Zentrums des UKR (v.l.n.r.): Maik Foltan, Prof. Dr. Christof Schmid, Dr. Dirk Lunz, PD Dr. Thomas Müller, Alois Philipp und PD Dr. Matthias Lubnow. Foto: © ELSO

Die ECMO ist heute unverzichtbar in der modernen Notfall- und Intensivmedizin. Foto: © Werner Krüper