Nephrologie
Komplement-vermittelte Nierenerkrankungen
Unter komplement-vermittelten Nierenerkrankungen verstehen Mediziner Nierenerkrankungen, die sich durch eine Fehlregulation des Immunsystems entwickeln können. Das Komplementsystem ist ein zentraler Bestandteil des menschlichen Immunsystems. Es besteht aus Eiweißen im Blut, die im Rahmen von Infektionen kaskadenartig aktiviert werden. Dadurch kommt es zur Aktivierung des Immunsystems sowie zur Markierung und letztlich Zerstörung von Mikroorganismen und infizierten Zellen.
Diagnose
Zur diagnostischen Aufarbeitung dieser seltenen Erkrankungen bestehen enge Kooperationen mit dem Institut für Humangenetik, der Nephropathologie des Universitätsklinikums Erlangen sowie dem Labor für Komplementdiagnostik der Universität Heidelberg.
Therapie
Seit einigen Jahren wird eine Überaktivierung des Komplementsystems mit verschiedenen Nierenerkrankungen in Verbindung gebracht. So kommt es beispielsweise beim seltenen atypischen hämolytisch-urämischen Syndrom (aHUS) durch eine unkontrollierte Aktivierung des Komplementsystems zum akuten Nierenversagen. Bei einem Teil der Patienten werden angeborene Veränderungen bestimmter Gene für diese Erkrankung verantwortlich gemacht. Seit einigen Jahren stehen für diese Erkrankung sehr gut wirksame Therapien zur Verfügung. Bei anderen Erkrankungen wie der membranoproliferativen Glomerulonephritis (MPGN), der dense deposition disease oder der C3-Glomerulonephritis kann die Untersuchung von Komplementproteinen im Blut betroffener Patienten bei der Einordnung der Erkrankung und der Auswahl der Therapie helfen.