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11.05.2023

Der beste Unfall geschieht gar nicht erst

Verkehrsunfälle und deren Folgen gehören zum Alltag am Universitätsklinikum Regensburg (UKR). Patienten kommen mit teils schwersten Verletzungen ans UKR. Doch nicht nur an der direkten Patientenversorgung ist das Klinikum beteiligt, sondern auch in der Erforschung und Prävention von Unfällen. Dafür wurde bereits 1998 die Audi Accident Research Unit (AARU) gegründet, eine Kooperation der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie des UKR und der AUDI AG. Am 11. Bayerischen Landestag der Verkehrssicherheit, dem 13. Mai 2023, gibt die AARU  auf dem Regensburger Neupfarrplatz Einblicke in ihre Arbeit und gibt Tipps zur Unfallprävention.

Auf dem Weg in die Schule, zum Einkaufen oder in die Arbeit. Ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto. Täglich nehmen wir im Straßenverkehr teil und sind deshalb zu jederzeit auch einer potentiellen Unfallgefahr ausgesetzt. Um Schäden am Menschen, so gut es geht, zu minimieren sowie bei Unfällen auch die Behandlungsmöglichkeiten weiterzuentwickeln, arbeiten die Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Regensburg und die AUDI AG seit 1998 in der Verkehrsunfallforschung zusammen. Die Audi Accident Research Unit ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt mit dem Ziel, die allgemeine Verkehrssicherheit zu steigern. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Bayerischen Polizei. Dadurch erhält die AARU Kenntnis von relevanten Unfällen.

„Trotz steigender Unfallzahlen nimmt erfreulicherweise der Anteil an getöteten oder schwerverletzten Verkehrsteilnehmern ab, was wir auf die Weiterentwicklung der Fahrzeugsicherheit zurückführen. Hier konnte die AARU in den letzten 25 Jahren wertvolle Erkenntnisse beitragen. Sollte es dennoch zu schweren Verletzungen kommen, helfen Informationen aus der Unfallforschung, die Entstehung und Biomechanik der Verletzung zu verstehen, um die Behandlung zu optimieren“, erklärt PD Dr. Daniel Popp, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie sowie medizinischer Leiter der AARU am UKR. „Ziel ist es, Konsequenzen der medizinischen Behandlung zu erforschen, wie solche Unfälle und daraus resultierende Verletzungen vermieden werden können, die für Betroffene zum Teil langwierige Folgen haben.“

Jedes noch so kleine Detail ist für die Forscher von Nutzen

„Uns interessieren verschiedenste Fragen rund um den Unfall. Wie ist der Unfall passiert? Welche Einflussfaktoren gab es? Wurde die kritische Situation erkannt und darauf reagiert? War der Fahrer abgelenkt? Woran haben sich die Insassen verletzt? Welche Farbe hatte die Bekleidung eines verunfallten Fußgängers oder Radfahrers?  Welche Fahrbahnverhältnisse herrschten zum Unfallzeitpunkt? Wie alt ist das Unfallopfer?“, erklärt Dr. Stefanie Weber, Psychologin in der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie des UKR und AARU-Projektleiterin. „Für uns ist jedes noch so kleine Detail von Bedeutung. Wir wollen Muster erkennen und für die Zukunft lernen.“ In den vergangenen knapp 25 Jahren haben Mediziner, Psychologen und Techniker auf diese Art mehr als 1.600 Unfälle analysiert. Die Erkenntnisse aus den interdisziplinären Untersuchungen fließen dann in die Entwicklung von passiven und aktiven Fahrzeugsicherheitssystemen sowie von automatisierten Fahrfunktionen ein. In regelmäßigen Meetings tauschen sich die Wissenschaftler über aktuelle Fälle und neueste Ergebnisse aus.

In über 50 Prozent der Unfälle ist Unachtsamkeit des Fahrers der Auslöser

So sind über 50 Prozent der von der AARU analysierten Unfälle darauf zurückzuführen, dass die Fahrerenden das Gefahrenmoment nicht bzw. nicht rechtzeitig realisiert haben. Sind Fahrzeuge jedoch mit Sensoren wie etwa Spurhalte- und Notbremsassistenten ausgestattet, greifen diese dem Fahrer im Notfall unter die Arme und lassen kritische Momente erst gar nicht entstehen. Neben den technischen Aspekten werden auch die psychischen und physischen Belastungssymptome von Unfallopfern untersucht, um auch die Therapien an veränderte Unfallgeschehen anzupassen und weiterzuentwickeln. So entstand im vergangenen Jahr erstmals ein 3D-Druck einer Wirbelsäule eines Unfallbeteiligten zur besseren Veranschaulichung der Verletzung.
„Mit unserer Forschungsarbeit wollen wir einen Beitrag leisten, Unfallentstehung, Unfallverlauf und Unfallfolgen in ihrem Zusammenwirken noch besser zu verstehen und somit bestenfalls Unfälle ganz zu vermeiden oder zumindest die Folgen für die Betroffenen zu verringern“, fasst Professor Dr. Dr. Volker Alt, Direktor der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie des UKR, die Arbeit der AARU zusammen. Dabei ist das AARU-Team immer auf die Mithilfe von Unfallbeteiligten und Werkstätten angewiesen, um die benötigten Daten zu erheben.

Tag der Verkehrssicherheit am 13. Mai in Regensburg

Weil auch der direkte Kontakt mit den Verkehrsteilnehmern wichtig ist, engagiert sich das Team der AARU am 11. Bayerischen Landestag der Verkehrssicherheit auf dem Regensburger Neupfarrplatz. Am 13. Mai 2023 von 10:00 bis 17:00 Uhr können Interessierte am Stand der AARU mit den beiden ins Gespräch kommen und sich über mögliche Gefahren durch Ablenkung im Straßenverkehr informieren. Mit im Gepäck haben sie dann auch ein gecrashtes E-Fahrzeug, an dem der moderne Stand der Fahrzeugsicherheit veranschaulicht wird. „Wir wollen die Menschen dafür sensibilisieren, sich mit offenen Augen und voller Konzentration durch den Straßenverkehr zu bewegen. Prävention ist wichtig, denn der beste Unfall ist der, der gar nicht erst passiert“, ziehen die beiden Wissenschaftler ein Fazit.

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Audi Accident Research Unit (AARU), Uniklinikum Regensburg, UKR, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Unfallforschung, Verkehrsunfallforschung, Unfallchirurgie, Unfallprävention

Auf dem Bayerischen Landestag für Verkehrssicherheit 2022 in München konnten sich Interessierte mit den UKR- und AARU-Experten austauschen. In diesem Jahr findet der Tag in Regensburg statt und die AARU-Experten stehen für Fragen rund um die Verkehrssicherheit zur Verfügung. © AARU/Schenk

Spitze in der Medizin. Menschlich in der Begegnung.

Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) ist ein Krankenhaus der höchsten Versorgungsstufe. Es bietet in 31 human- und zahnmedizinische Kliniken, Polikliniken, Instituten und Abteilungen fast das komplette medizinische Fächerspektrum an und verfügt über 839 Betten sowie 52 tagesklinische Behandlungsplätze.

Ausgerichtet ist das Universitätsklinikum Regensburg auf Hochleistungsmedizin mit besonderem Fokus auf Transplantations- und Intensivmedizin sowie onkologische und kardiovaskuläre Erkrankungen. Bei der durchschnittlichen Fallschwere („Case-Mix-Index“) liegt das UKR mit an der Spitze der deutschen Universitätsklinika. Neben der Patientenversorgung ist das UKR gemeinsam mit der Fakultät für Medizin der Universität Regensburg für die Ausbildung von ca. 2.000 Studierenden (Human- und Zahnmedizin) sowie für die medizinische Forschung verantwortlich.

Gemeinsames Ziel aller Mitarbeiter sind die optimale medizinische und pflegerische Versorgung der Patienten sowie ein wertschätzendes Miteinander im Team.