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12.10.2017

Thrombose: Wenn das Blut in den Adern stockt

Der Welt-Thrombose-Tag am 13. Oktober will das Krankheitsbild in den Fokus der Öffentlichkeit rücken – weltweit lässt sich jeder vierte Todesfall auf eine Thrombose zurückführen. Betroffene in Ostbayern finden am Universitätsklinikum Regensburg (UKR) eine regional einzigartige interdisziplinäre Betreuung vor.

Kurz in die falsche Richtung geblickt, schon liegt der kleine Fahrradfahrer der Länge nach auf dem Asphalt. Die Tränen über den Schreck trocknen fast ebenso schnell wie die Schürfwunde am Arm. Die Blutung stoppt von selbst – dank der Blutgerinnung. Das Verklumpen des Blutes fungiert als natürlicher Wundverschluss, der uns bei Verletzungen vor übermäßigem Blutverlust bewahrt. Doch dieser komplexe biochemische Prozess ist störungsanfällig. Verfestigt sich das Blut zur falschen Zeit am falschen Ort, können die Gefäße verstopfen. Die gefährlichste Komplikation einer solchen Thrombose ist die Lungenembolie, wobei ein Blutgerinnsel eine oder mehrere Lungenarterien verschließt. An der Lungenembolie sterben jedes Jahr allein in Deutschland rund 100.000 Menschen. In Ostbayern hält das Universitätsklinikum Regensburg für Betroffene und Risikopatienten ein einmaliges Versorgungsangebot bereit. Hier arbeiten das Gerinnungszentrum Regensburg (GZR), die Abteilung für Gefäßchirurgie und die Lungenspezialisten der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II eng zusammen, um Thrombosepatienten sowohl in der Prävention, als auch in der Akutbehandlung und Nachsorge optimal zu betreuen.

Umfassende Ursachensuche und Risikoberatung

Um eine Thrombose erst gar nicht entstehen zu lassen oder die Ursache einer bereits aufgetretenen Venenthrombose weiter abzuklären, bietet das noch junge Gerinnungszentrum Regensburg eine spezielle Gerinnungssprechstunde für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Zum 1. Juli 2017 haben sich mit Dr. Christina Hart, Dr. Stephanie Mayer, Dr. Klaus Rehe und PD Dr. Susanne Heimerl Hämostaseologen aus den Fachgebieten Innere Medizin, Kinder- und Jugendmedizin sowie Labormedizin zum GZR zusammengeschlossen. Dieses Zentrum ist das einzige seiner Art in Ostbayern. In der Gerinnungssprechstunde betreuen die Ärzte Patienten aller Fachbereiche sowohl bei Thrombose-, als auch bei Blutungsneigung – eine weitere Störung der Blutgerinnung. „Wir begeben uns mit den Patienten auf Ursachensuche. Liegen keine offensichtlichen Thromboserisiken vor, so kann vor allem bei jüngeren Patienten eine angeborene Gerinnungsstörung die Ursache sein. Im besten Fall können wir Risiken identifizieren, bevor es zur Thrombose kommt“, beschreibt Dr. Christina Hart, Oberärztin der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III, eine der Leistungen der Spezialsprechstunde. Neben der umfassenden Beratung und Betreuung – auch in Hinblick auf Art und Dauer der blutverdünnenden Therapie – ist die enge Interaktion mit der Labormedizin ein weiterer Vorteil des Zentrums, denn manchmal gibt erst eine Blutanalyse die gewünschte Antwort. Der rasche und schonende Transport der Blutproben und ihre zügige Weiterbearbeitung sind häufig entscheidend für die Aussagekraft der Analyse. Möglich ist das im GZR durch ein Labor direkt im Haus. „Allein in diesem Jahr haben wir bis jetzt über 1.000 Patienten beraten, den Großteil davon aufgrund einer Thromboseneigung. Diese Zahlen zeigen uns, dass die Etablierung eines solch spezialisierten Angebots in Ostbayern dringend notwendig war“, ordnet Dr. Hart die Relevanz des Zentrums ein. Die enge Kooperation des GZR mit der Abteilung für Gefäßchirurgie und mit den Lungenspezialisten des UKR gewährleisten eine optimale Betreuung aller Betroffenen bei Risikodiagnostik, akuter Behandlung und Langzeitbetreuung.

Ursachen, Anzeichen und Therapie der Thrombose

„Es gibt verschiedene Risikofaktoren für eine Thrombose. Wir erleben aber auch immer wieder Patienten, bei denen ein Gefäßverschluss scheinbar völlig unvermittelt auftritt“, berichtet Professor Dr. Karin Pfister, Leiterin der Abteilung für Gefäßchirurgie am UKR. Ein längerer Krankenhausaufenthalt, eine Operation, stark eingeschränkte Beweglichkeit, Krebserkrankungen, Schwangerschaft und Wochenbett oder die Anti-Baby-Pille können eine Thrombose begünstigen. Nikotin- und Alkoholkonsum, aber auch Thrombosen in der Familie und ausgeprägte Krampfadern gehören zu den Risikofaktoren. Tritt eine Thrombose auf, ist schnelles Handeln gefragt. Wenn Patienten mit einem Thromboserisiko einseitige Schwellungen der Beine, Schmerzen oder Verfärbungen feststellen, sollten sie sich unverzüglich bei einem Spezialisten für Gefäßmedizin oder in der Notaufnahme vorstellen. Hat die Thrombose bereits eine Lungenembolie verursacht, klagen Patienten oft über Atemprobleme, Schmerzen in der Brust und Herzrasen. Ein Teil der insbesondere jüngeren Patienten fühlt sich aber lediglich matt, mit Symptomen einer Erkältung und nicht leistungsfähig. In der Abteilung für Gefäßchirurgie des UKR werden Patienten mit Thromboseverdacht mit modernster Ultraschalldiagnostik untersucht. Die anschließende medikamentöse Behandlung einer Becken- oder Beinvenenthrombose zielt darauf ab, das Risiko für eine Lungenembolie zu senken und Spätfolgen zu verhindern. Meist ist eine ambulante Behandlung möglich. Hierzu gehört vor allem auch die konsequente Kompressionstherapie nach klinischer oder sonographischer Abklärung der Durchblutung der Beine, um eine Minderdurchblutung zu vermeiden. Stationär interventionelle Verfahren wie Katheter, Lyse und Stent oder operative Maßnahmen sind nur in seltenen Fällen erforderlich, um das Thrombusmaterial zu entfernen.

Lungenembolie und ihre Folgen

Eine nicht behandelte Thrombose kann das Venensystem nachhaltig schädigen. Bei durchlebter Lungenembolie droht gar eine gefährliche Folgeerkrankung: der Lungenhochdruck (Pulmonale Hypertonie). Die Beschwerden sind häufig unspezifisch. Atemnot, Müdigkeit und Leistungsminderung erklären sich Betroffene oft fälschlicherweise mit dem Älterwerden oder auch mit Übergewicht. Da Lungenhochdruck unbehandelt binnen weniger Jahre zum Tod führen kann, sollte man besonders nach überstandener Lungenembolie solche Symptome sorgfältig abklären lassen. Auch hier sind die Experten des Universitätsklinikums Regensburg für Patienten in Ostbayern kompetente Ansprechpartner. „Normalisiert sich die Belastbarkeit nach einer Lungenembolie während der Behandlung nicht, muss eine umfassende Diagnostik durchgeführt werden. In unserer Spezialambulanz für Pulmonale Hypertonie sind wir dafür optimal qualifiziert. Wir behandeln seit Jahren alle Formen des Lungenhochdrucks nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft sowie in enger Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Fachärzten“, fasst PD Dr. Tobias Lange, Leiter der Spezialambulanz für Pulmonale Hypertonie am UKR, zusammen.

Hintergrund: Welt-Thrombose-Tag

Der Welt-Thrombose-Tag wurde erstmals 2014 von der Internationalen Gesellschaft für Thrombose und Hämostase (International Society on Thrombosis and Haemostasis, ISTH) ins Leben gerufen. Er findet jährlich am 13. Oktober statt. Der Welt-Thrombose-Tag will das globale Bewusstsein für Ursachen, Risikofaktoren, Anzeichen, Prävention und Behandlung einer Thrombose erhöhen, um dadurch verursachte Sterbefälle und Folgeerkrankungen zu reduzieren.


Mehr Informationen zur Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III

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Manchmal bringt erst eine Blutprobe Gewissheit über Blutgerinnungsstörungen. Foto: © UKR