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Nuklearmedizin

Gutartige Schilddrüsenerkrankungen

Die Radiojodtherapie ist ein etabliertes Verfahren bei gutartigen Schilddrüsenerkrankungen. Am häufigsten werden Überfunktionen behandelt, die durch Schilddrüsenautonomien wie zum Beispiel sogenannte „heiße Knoten“ verursacht werden oder durch einen Morbus Basedow, bei dem sich das Immunsystem gegen die eigene Schilddrüse richtet. Auch Schilddrüsenvergrößerungen (Struma) können grundsätzlich mit radioaktivem Jod behandelt werden.

Radiojodtherapie versus Operation

Die Radiojodtherapie ist mit einem geringen, aber grundsätzlich vorhandenen Strahlenrisiko verbunden. Sie hat aber gegenüber Schilddrüsenoperationen viele Vorteile, da die typischen OP-Risiken entfallen. Die Radiojodtherapie erfordert keinen operativen Eingriff am Hals und keine Narkose. Daher werden folgende Komplikationen vermieden:

  • Narkosezwischenfälle
  • Blutungen
  • Infektionen
  • Stimmbandlähmungen mit Heiserkeit und Luftnot
  • Verletzungen der Nebenschilddrüsen mit nachfolgenden Kalziumstoffwechselstörungen u.a.
    • Dauerhafte Beseitigung einer Überfunktion
    • Dauerhafte Beseitigung der Schilddrüsenautonomie (Funktionsstörung)
    • Funktionelle Ausschaltung der Schilddrüse (sogenannte „definitive Therapie“) bei M. Basedow
    • Größenreduktion bei Schilddrüsenvergrößerungen (Struma), "Kropf"
  • Die Therapie erfolgt stationär und dauert meist vier Tage. Zu Beginn erhalten Sie radioaktives Jod (I-131) in einer vorab individuell ermittelten Menge als Kapsel. Je nach Erkrankungssituation sind bestimmte hormonelle Vorbehandlungen erforderlich, die bei einem Vorstellungstermin in unserer Ambulanz festgelegt werden.

    Wirkweise: gezielt und schonend

    Das radioaktive Jod reichert sich in der Schilddrüse an, besonders in überaktiven Arealen. Die Reichweite der vom I-131 ausgehenden Betastrahlung mit Behandlungswirkung beträgt lediglich bis zu 3 mm. Dadurch wird eine lokal umschriebene Wirkung erzielt und umgebendes Gewebe geschont. Diese „Bestrahlung von innen“ löst eine bestimmte Art von Entzündung aus, wodurch das radiojodspeichernde Gewebe abgebaut wird. Die Therapiewirkung entfaltet sich kontinuierlich über mehrere Wochen. Der Therapieerfolg wird zunächst über Laborkontrollen und im Rahmen einer umfassenden ambulanten Nachsorgeuntersuchung nach etwa vier Monaten beurteilt.

    Radiojod, das die Schilddrüse nicht speichert, wird über Urin und Stuhl ausgeschieden, der Großteil in den ersten Tagen. Daher ist ein Aufenthalt in unserer Strahlenschutzstation erforderlich, die über eine spezielle Abwasserrückhalteanlage verfügt. Besuch ist auf dieser Station nicht zulässig.

  • Wenn eine gutartige Schilddrüsenerkrankung mittels Radiojodtherapie behandelt werden soll, ist kurz vorher die Durchführung eines Radiojodspeichertests notwendig.

    Radiojodspeichertest

    Der Test kann ambulant erfolgen. Dabei misst man, wieviel Radiojod aus einer nüchtern eingenommenen Testkapsel nach 24 Stunden und 7 Tagen in der Schilddrüse gespeichert wird.

    Die Testkapsel enthält nur etwa ein Tausendstel der Radioaktivitätsmenge für die eigentliche Radiojodtherapie. Zusammen mit dem Volumen des erkrankten Schilddrüsengewebes aus der Ultraschalluntersuchung können wir dann die für Sie individuell notwendige Menge an Radiojod berechnen. Dabei wollen wir mit möglichst wenig Radioaktivität einen optimalen Behandlungseffekt erreichen.

    Etwa eine Woche vor der stationären Aufnahme setzt sich unser Pflegepersonal telefonisch mit Ihnen in Verbindung und bespricht mit Ihnen Fragen zum Ablauf Ihres Aufenthaltes auf unserer Spezialstation.