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Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II
Kardiologie, Pneumologie, Internistische Intensivmedizin

Pulmonale Hyptertonie am UKR

Innere Medizin II

Pulmonale Hypertonie

In unserer Spezialambulanz für Pulmonale Hypertonie betreuen wir seit vielen Jahren Patienten mit allen Formen von Lungenhochdruck (Pulmonale Hypertonie) mit größter Expertise. Da unser Zentrum an internationalen Studien teilnimmt, können wir vielen Patienten ermöglichen, unmittelbar von den großen Behandlungsfortschritten auf diesem Gebiet zu profitieren.

Ein Fall für den Haus- oder Facharzt

Deuten Beschwerden wie Atemnot und geringe Belastbarkeit auf eine Pulmonale Hypertonie hin oder gehören Sie zu einer Risikogruppe dafür, sollten Sie sich bei Ihrem Hausarzt und beim niedergelassenen Facharzt für Pneumologie (Lungenspezialist) und Kardiologie (Herzspezialist) vorstellen.

Ein Fall für die Spezialambulanz

Liegt keine Linksherz- oder Lungenerkrankung zugrunde oder ist die Pulmonale Hypertonie im Verhältnis zu Ihrer Grunderkrankung außergewöhnlich schwer, sollten Sie in unsere Spezialambulanz oder ein anderes spezialisiertes Zentrum für Pulmonale Hypertonie überwiesen werden. Aber auch wenn Sie unter Atemnot leiden, Ihre Belastbarkeit eingeschränkt ist und sich bei den Routineuntersuchungen keine eindeutige Ursache feststellen lässt, kann eine Vorstellung im Einzelfall sinnvoll sein.

  • Der Blutdruck im Körperkreislauf, den die linke Herzkammer erzeugt, beträgt normalerweise etwa 120/80 mmHg. Diesen misst man am Oberarm mit einer Blutdruckmanschette. Nach Passage der Organe fließt das sauerstoffarme Blut durch die Venen zurück zur rechten Herzkammer. Die rechte Herzkammer pumpt das Blut dann mit einem niedrigen mittleren Druck von etwa 14 mmHg durch die Lungenschlagader in die Lunge, wo es wieder mit Sauerstoff angereichert wird. Steigt der mittlere Druck in der Lungenschlagader bei körperlicher Ruhe auf ≥ 20 mmHg an, spricht man von Lungenhochdruck oder Pulmonaler Hypertonie.

  • Die Beschwerden bei Pulmonaler Hypertonie sind häufig unspezifisch und weisen nicht direkt auf die Erkrankung hin.

    Typische Symptome:

    • Atemnot, anfangs nur bei Belastung, später auch in Ruhe
    • Müdigkeit
    • Leistungsminderung
    • Wassereinlagerungen in den Unterschenkeln
    • Blaufärbung von Haut und Lippen

    Oft entwickelt sich die Erkrankung schleichend. Betroffene sind lange beschwerdefrei und ihre Leistungsfähigkeit nimmt nur langsam ab. Dies wird häufig fälschlicherweise mit dem Älterwerden, Übergewicht oder anderen Ursachen erklärt. Wichtig ist, an die Erkrankung zu denken und bei Verdacht weitere Untersuchungen durchzuführen.

  • Echokardiographie (Herzultraschall), EKG und Röntgen geben oft Hinweise auf eine Pulmonale Hypertonie. Für eine sichere Diagnose ist eine Rechtsherzkatheteruntersuchung nötig.

    Der Rechtsherzkatheter

    Bei der Rechtsherzkatheteruntersuchung wird ein dünner Plastikkatheter über eine Vene vom Arm oder vom Hals (in Ausnahmefällen von der Leiste) vorsichtig durch die rechten Herzhöhlen (Vor- und Hauptkammer) bis in einen Lungenschlagaderast vorgeschoben. Da ein kleiner aufblasbarer Ballon an der Katheterspitze ermöglicht, dass der Katheter mit dem Blutstrom "mitschwimmen" kann, wird die Untersuchung auch als "Einschwemmkatheter" bezeichnet. Neben der zuverlässigen Bestimmung der Druckwerte in den zentralen Venen, den rechten Herzhöhlen und der Lungenschlagader wird durch Aufblasen des Ballons der Druck in der linken Herzvorkammer indirekt gemessen. Zudem wird das Herzminutenvolumen (Menge des Blutes, die vom Herz in einer Minute gepumpt wird) bestimmt. Durch Entnahme einer geringen Blutmenge aus den einzelnen Herzabschnitten werden Hinweise auf sonst schwer feststellbare Herzfehlbildungen (sog. Shuntvitien) gewonnen.

    Der Eingriff ist abgesehen von der Venenpunktion (mit Anlage einer sog. "Schleuse", durch die der Plastikkatheter vorgeschoben wird) nicht schmerzhaft und sicher. Über die Durchführung, sowie mögliche Risiken der Untersuchung spricht Ihr Arzt zuvor ausführlich mit Ihnen.

  • Ist die Diagnose einer Pulmonalen Hypertonie in der Rechtsherzkatheteruntersuchung sicher gestellt, müssen weitere Untersuchungen erfolgen, um mögliche zu Grunde liegende Ursachen zu identifizieren:

    • EKG
    • Echokardiographie
    • Lungenfunktion
    • Computertomographie des Brustkorbs
    • Lungenszintigraphie
    • Ultraschall
    • Blutuntersuchungen.

    Häufig sind diese Untersuchungen bereits vor dem Herzkatheter erfolgt. Die weitere Behandlung richtet sich dann hauptsächlich nach der Ursache der Pulmonalen Hypertonie.

  • Aktuell wird die Pulmonale Hypertonie je nach Ursache in fünf Gruppen eingeteilt:

    1. Pulmonalarterielle Hypertonie (PAH): Dies ist die seltenste Form der Pulmonalen Hypertonie, die erst nach Ausschluss anderer zu Grunde liegender Ursachen (Gruppen 2 – 5) diagnostiziert werden darf. Die Ursachen der PAH sind noch weitgehend unbekannt, eine Vererbung der Erkrankung ist möglich. Bei bestimmten Erkrankungen (z.B. Sklerodermie oder andere rheumatische Erkrankungen, Lebererkrankungen und HIV) kommt die PAH häufiger vor. Auch nach Operation eines angeborenen Herzfehlers kann sich eine PAH entwickeln.
       
    2. Pulmonale Hypertonie bei Linksherzerkrankungen: Dies ist mit Abstand die häufigste Form der Pulmonalen Hypertonie. Sie kann sowohl bei Herzklappenfehlern (z.B. Mitralklappeninsuffizienz, Aortenstenose) als auch bei eingeschränkter Leistung der linken Herzkammer (z.B. bei koronarer Herzerkrankung oder Kardiomyopathie) vorkommen. In der Rechtsherzkatheteruntersuchung ist diese Form der Pulmonalen Hypertonie durch einen erhöhten Druck in der linken Herzvorkammer gekennzeichnet. Da die Druckerhöhung ihren Ursprung hinter dem Kapillarbett der Lunge hat, wird sie auch als "postkapilläre" Pulmonale Hypertonie bezeichnet.
       
    3. Pulmonale Hypertonie bei Lungenerkrankungen und / oder Sauerstoffmangel: Auch diese Form ist viel häufiger als die PAH. Bei schweren Lungenerkrankungen mit Sauerstoffmangel kommt es in der Lunge zu einer Gefäßverengung, die nach längerer Zeit zu einer Pulmonalen Hypertonie führen kann.
       
    4. Pulmonale Hypertonie nach Lungenembolie: Sie betrifft bis zu 10% der Patienten, die eine akute Lungenembolie erlitten haben, kann aber auch ohne ein akutes Lungenembolie-Ereignis in der Vorgeschichte auftreten. Bei dieser Form der Pulmonalen Hypertonie sind Lungenschlagaderäste durch alte, organisierte Blutgerinnsel verlegt, so dass das Blut mit einem höheren Druck durch die verbliebenen offenen Gefäße gepumpt werden muss.
       
    5. Seltene Formen: In dieser Gruppe werden seltene Formen der Pulmonalen Hypertonie zusammengefasst, die sich keiner der o.g. Gruppen eindeutig zuordnen lassen, z.B. Pulmonale Hypertonie bei Sarkoidose oder chronischen Nierenerkrankungen.
  • Vor Einleitung einer Behandlung ist eine korrekte Diagnose und Zuordnung der Form der Pulmonalen Hypertonie zu einer der fünf Gruppen entscheidend. Eine Therapie mit speziellen lungengefäßerweiternden Substanzen, sogenannten Lungenhochdruck-Medikamenten, kommt nur für Patienten mit einer PAH, also der seltensten Lungenhochdruckform (Gruppe 1 der Klassifikation), in Betracht. Grund dafür sind nicht die oft sehr hohen Kosten der Präparate, sondern die Tatsache, dass bisher nur für diese Unterform der Pulmonalen Hypertonie in Studien eine Wirksamkeit dieser Substanzen nachgewiesen und die Zulassung entsprechend erteilt wurde. Eine Ausnahme ist Riociguat, das auch für Patienten mit einer Pulmonalen Hypertonie in Folge chronischer Lungenembolien (Gruppe 4) zugelassen ist, sofern diese nicht operiert werden können. Insbesondere zur Behandlung der PAH werden aber stetig neue Medikamente entwickelt und in internationalen klinischen Studien getestet.

    Behandlung der Ursachen

    Bei den häufigsten Formen der Pulmonalen Hypertonie, steht die Behandlung der Ursache im Vordergrund. Dies können z.B. eine Herzklappenoperation oder die Verbesserung der Linksherzfunktion durch Wiedereröffnung von Herzkranzgefäßen oder Medikamente bei Betroffenen der Gruppe 2 der Pulmonalen Hypertonie sein.

    Patienten mit schweren Lungenerkrankungen (Gruppe 3) sollten bei Sauerstoffmangel eine Sauerstofftherapie erhalten und die Lungenerkrankung sollte optimal behandelt werden.

    Bei Verlegung der Lungengefäße durch alte Blutgerinnsel (Gruppe 4) kann häufig ein operativer Eingriff, der allerdings nur an spezialisierten Zentren durchgeführt werden sollte, die Erkrankung beseitigen oder deutlich verbessern.

    In Ausnahmefällen kann auch für Patienten der Gruppen 2-5 eine Behandlung mit einem der o.g. speziellen Lungenhochdruck-Medikamente in Erwägung gezogen werden. Dies setzt jedoch eine umfangreiche Untersuchung und kontinuierliche Weiterbetreuung der Patienten voraus und sollte nur von erfahrenen, mit der Erkrankung der Pulmonalen Hypertonie vertrauten Ärzten (in der Regel an einem spezialisierten Zentrum wie unserer Ambulanz) erfolgen. Da die genannten Präparate bei anderen Formen der Pulmonalen Hypertonie nicht zugelassen sind, muss vor der Verordnung eine Abstimmung mit dem Kostenträger (in der Regel die Krankenkasse) durch den Arzt erfolgen.

  • Inwieweit sich eine Pulmonale Hypertonie und die damit verbundenen Beschwerden durch die Behandlung bessern lassen, hängt stark von der zu Grunde liegenden Ursache und der Schwere der dadurch verursachten Herzschwäche ab.

    Während die PAH (Gruppe 1) bislang medikamentös nur gelindert werden kann, ist bei Pulmonaler Hypertonie infolge einer Lungenembolien (Gruppe 4) häufig eine drastische Besserung oder sogar Heilung durch einen operativen Eingriff möglich.

    Die mögliche Verbesserung einer Pulmonalen Hypertonie bei Linksherz- und Lungenerkrankungen ist vom Ansprechen der Grunderkrankung auf die jeweilige Behandlung abhängig.

    Im Einzelfall lässt sich das Ausmaß einer möglichen Besserung der Pulmonalen Hypertonie durch die Behandlung jedoch nur sehr schwer voraussagen. Durch zahlreiche Fortschritte auf diesem Gebiet kann jedoch bei den allermeisten Patienten eine deutliche klinische Besserung erreicht werden.

  • Entsprechend den Ursachen der Pulmonalen Hypertonie haben Patienten mit Erkrankungen des linken Herzens, der Lunge oder mit Zustand nach Thrombosen, Lungenembolien oder Gerinnungsstörungen ein erhöhtes Risiko, eine Pulmonale Hypertonie zu entwickeln.

    Die seltenste Form der Pulmonalen Hypertonie, die PAH, tritt häufiger bei Patienten mit Bindegewebserkrankungen (insbesondere Sklerodermie), schweren Lebererkrankungen oder HIV auf.

    Angehörige von Patienten mit idiopathischer PAH, also ohne erkennbare Ursache, haben aufgrund der möglichen Vererbung bestimmter Gen-Mutationen ein erhöhtes Erkrankungsrisiko und sollten auch bei leichten Beschwerden weiter untersucht werden.

  • Vorstellung bzw. Überweisung von Patienten

    Gerne können Sie uns Patienten mit Verdacht auf eine Pulmonale Hypertonie oder zur weiterführenden Abklärung von Belastungsdyspnoe zuweisen. Wir werden uns bemühen, je nach Ihrer Einschätzung der Dringlichkeit einen möglichst zeitnahen Termin zu vergeben. Bei stark eingeschränkten Patienten oder weiter Anreise kann ggf. eine direkte stationäre Einweisung sinnvoll sein. Wenn Sie Zweifel haben, ob eine Vorstellung sinnvoll ist oder Sie zuvor Rücksprache halten möchten, stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung. 

    Überblick

    Unsere Ambulanz hat folgende Schwerpunkte:

    • Differenzialdiagnostik bei Verdacht auf Pulmonale Hypertonie
    • Chronische Betreuung von Patienten mit Pulmonalarterieller Hypertonie (PAH) und Patienten mit anderen Formen der Pulmonalen Hypertonie, die eine "gezielte" medikamentöse Therapie erhalten in Kooperation mit niedergelassenen Fachärzten
    • Abklärung von Belastungsdyspnoe unklarer Ursache (u.a. mittels Spiroergometrie)

    Hierfür stehen neben nachfolgend genannten Untersuchungsmethoden weitere Spezialambulanzen (z.B. Rheumatologie, Lebersprechstunde, Dermatologie) sowie eine leistungsfähige Radiologische und Nuklearmedizinische Abteilung am UKR zur Verfügung:

    • Komplette Lungenfunktionsdiagnostik (Bodyplethysmographie, Diffusionsmessung, Messung der Atemmuskelkraft, unspezifische und Kälte-Provokationstestung)
    • Blutgasanalyse in Ruhe und bei Belastung, Sauerstofftestung, 100% Sauerstoffatmung
    • Echokardiographie (2-D und 3-D, transthorakal, transösophageal, Kontrastmittelechokardiographie, Stressechokardiographie)
    • Spiroergometrie (Fahrrad- oder Laufbandbelastung)
    • Rechtsherzkatheteruntersuchung in Ruhe, unter Belastung und nach pharmakologischer Testung (bei PAH)
    • Umfangreiche Laboranalytik

Kontakt

Spezialambulanz für Pulmonale Hypertonie - Anmeldung Ambulanz

Leitstelle Pneumologie:

0941 944-7310   0941 944-7346

Für direkte stationäre Anmeldungen wenden Sie sich bitte an das stationäre Patientenmanagement

0941 944-7211 oder 0941 944-7271

PD Dr. Stefan Stadler, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, Leiter der Spezialambulanz für Pulmonale Hypertonie
PD Dr. Matthias Lubnow, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Intensivmedizin

0941 944-7310   0941 944-7346