Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation
Stammzelltransplantation im Kindesalter
Bei der Stammzelltransplantation werden blutbildende Stammzellen von einem Spender auf einen Empfänger übertragen. Dabei kann es sich um ein und dieselbe Person (autolog) oder verschiedene Personen (allogen) handeln. Die Transplantation von blutbildenden Stammzellen (SZT) ist eine wichtige und effiziente Behandlungsmethode für eine Vielzahl von onkologischen, hämatologischen, immunologischen sowie bestimmten Stoffwechselerkrankungen, bei denen die Blutbildung beeinträchtigt ist und die ohne eine Transplantation nicht geheilt werden könnten. Dabei kann durch die sogenannte autologe Stammzelltransplantation die Therapie bei Tumorerkrankungen deutlich intensiviert werden. Während manche Formen von Bluterkrankungen nur durch eine SZT erfolgreich behandelt werden können, weil die Blutstammzellen erkrankt sind und ersetzt werden müssen, kommt bei vielen Leukämien die Transplantation erst zum Einsatz, wenn die Behandlung mit einer Chemo- und Strahlentherapie nicht ausreichend waren oder es zu einem Rückfall der Erkrankung gekommen ist.
Andere, sog. hämatologische Erkrankungen, bei denen die roten Blutkörperchen verändert sind, wie z.B. die Sichelzellkrankheit und die Thalassämie, können ebenfalls nur durch eine Stammzelltransplantation geheilt werden. Alle anderen zur Verfügung stehenden, unterstützenden Maßnahmen verzögern im besten Fall die Komplikationen und Organschäden dieser Erkrankungen nur, heilen sie aber nicht. In Regensburg werden Patienten mit diesen Blutkrankheiten spätestens dann transplantiert, wenn die Erkrankungen soweit fortgeschritten sind, dass eine lebensbedrohliche Organschädigung zu erwarten ist. Durch die Möglichkeit einer sog. haploidenten Stammzelltransplantation, bei der der Spender und Empfänger nur in 50% der Merkmale übereinstimmen, kann man nahezu allen Patienten einen Spender anbieten und somit die Transplantation ermöglichen.
Grundsätzlich werden in unserem Zentrum alle Arten der Stammzelltransplantation angeboten, nämlich autolog, allogen und haploident. Ein besonderer Schwerpunkt ist die sog. haploidenten Stammzelltransplantation, bei der z.B. auch Eltern für ihre Kinder, sowie ein höherer Anteil an Geschwisterkindern oder in speziellen Fällen auch entferntere Verwandte als Spender fungieren können.
Auch bei einer Gruppe von Stoffwechselkrankheiten und schweren Immundefekten, die genetischen Ursprungs sind und daher meistens im Säuglings-/Kleinkindesalter auftreten, hilft nur eine sofortige Stammzelltransplantation, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern oder das kranke Immunsystem auszutauschen. Am Universitätsklinikum Regensburg werden auch diese Erkrankungen, diagnostiziert und können so zeitnah behandelt werden.
Bei einer Stammzelltransplantation bleiben die Pateinten in der Regel ca. 6-8 Wochen stationär. Nach einer vorbereitenden intensiven Radio-/Chemotherapie, die das kranke Knochenmark zerstört, werden die neuen Stammzellen in die Blutbahn infundiert. In der Regel dauert es dann 2-4 Wochen, bis die Stammzellen ihre Funktion aufnehmen und neue Blutbildung stattfindet. In dieser Zeit sind die Patienten sehr infektionsgefährdet und können das Zimmer nicht verlassen. In den ersten Monaten muss das neue Immunsystem auch noch durch Medikamente kontrolliert werden, da die fremden Zellen sonst köpereigene Strukturen des Empfängers angreifen können. Diese können im Verlauf abgesetzt werden, wenn das Knochenmark seine vollständige Funktion aufgenommen und sich an die fremde Umgebung gewöhnt hat.